Als Aussprachetrainerin bin ich es gewohnt, dass sehr schnell im Verlauf des Unterrichts nach den Regeln gefragt wird. „Wann spreche ich den Vokal denn kurz und ungespannt aus und wann spreche ich ihn lang und gespannt aus?“ Meine Antwort fällt für viele ungewohnt aus.
Denn in unserem Aussprachetraining spielen die Regeln eine untergeordnete Rolle. Dafür gibt es einen guten Grund. Denn die Arbeit an der Aussprache funktioniert ganz anders als die Arbeit an Grammatik und Wortschatz. Bei der Arbeit an Grammatik und Wortschatz hilft es dir definitiv, fleißig die Regeln auswendig zu lernen, Vokabeln zu pauken und das alles anzuwenden. Bei der Verbesserung der Aussprache sieht es ein wenig anders aus.
Denn einer der wichtigsten Punkte ist in diesem Bereich das Training der Wahrnehmung. Wenn du deine Ausspracheabweichungen wahrnimmst, kannst du damit beginnen, dich selbst zu korrigieren und bist nicht mehr von externem Feedback abhängig. Aber wie kannst du lernen, deine Ausspracheabweichungen wahrzunehmen? Ganz sicher nicht, indem du die Regeln zur deutschen Aussprache auswendig lernst. Stattdessen geht es darum, gezielt die Laute und Intonationsmuster lernen zu hören, die für dich relevant sind.
Wenn du also deine Aussprache nachhaltig verbessern möchtest, empfehle ich dir zunächst, strukturiert hören zu lernen. Dabei solltest du extrem kleinschrittig vorgehen, denn diese Art des Hörens/Wahrnehmens ist wahrscheinlich ungewohnt und demnach sehr anstrengend. Nimm dir zum Beispiel die a-Laute vor und integriere kleine Übungseinheiten in deinen Alltag. Achte genau darauf, wie deutsche Muttersprachler*innen Wörter mit langen, gespannten a-Lauten und Wörter mit kurzen, ungespannten a-Lauten aussprechen. Verinnerliche den Klang der Laute und der einzelnen Wörter. Wenn du mit Youtube-Videos oder Podcasts übst, verlangsame gerne die Geschwindigkeit- so wird es etwas leichter und du kannst auch bei Bedarf stoppen, um nachzusprechen.
Sobald du ein Grundgefühl für den Klang der Laute aufgebaut hast, kannst du beginnen, dich selbst zu analysieren. Beobachte dich bei der Aussprache der Laute, analysiere den Klang. Das wird nun für eine lange Zeit deine Aufgabe sein: Andere und dich selbst zu analysieren, den Klang der Laute und Intonationsmuster einschätzen und dich bei Abweichungen selbst zu korrigieren.
Auf diese Art und Weise kannst du deine Aussprache nachhaltig korrigieren.
In einem Aussprachetraining verbinden wir die Wahrnehmung mit der Artikulation. Das heißt, dass wir dir jeden relevanten Laut genau erklären: Wie ist die Zungenposition, wie weit ist der Mund geöffnet, was machen die Lippen, wie viel Grundspannung brauchst du gesamtkörperlich. So entsteht ein Komplettprogramm aus Wahrnehmungsschulung und Artikulationsschulung.
Möchtest du direkt starten, aber noch kein Training buchen? Dann schau mal in dieses Video rein, hier erkläre ich dir die a-Laute ganz genau und du kannst direkt an deiner Wahrnehmung arbeiten: