Es gibt Wörter im Deutschen, an deren Aussprache man wirklich verzweifeln kann. Und damit meine ich nicht solche Klassiker wie Streichholzschächtelchen, Rindfleischetiketblablabla (wobei ich definitiv zugeben muss: Es ist beeindruckend, dass das Wort nicht auf eine gewöhnliche Suchergebnisseite passt), sondern um Wörter, die du in deinem Alltag wirklich oft benutzt.
Das sind Wörter, bei denen die wenigsten erwarten, dass es überhaupt möglich ist, bei deren Aussprache Fehler zu machen. Ein paar Beispiele: haben, sagst, bitte, aber, sprechen … und noch viele mehr, es gibt ja jede Menge Wörter, die hochfrequent vorkommen.
Die Schwierigkeit bei der Aussprache dieser Wörter ist der, dass du – wenn du sie mit kleinen Ausspracheabweichungen aussprichst – sehr viele Gelegenheiten hattest, dir diese Abweichungen einzuprägen. Und das auf mehreren Ebenen: Auf der Ebene des Hörens: Deine individuelle Aussprachevariante klingt für dich gewohnt, also ganz normal. Auf der Ebene der Motorik: Deine Aussprachevariante fühlt sich gewohnt an, dein Körper folgt diesem Artikulationsmuster wie von alleine. Also musst du dir wenig Mühe geben, um das Wort so auszusprechen und du nimmst keine Störung wahr.
Wenn du aber deine Aussprache verbessern und akzentfreier sprechen möchtest, dann sind auch die Feinheiten der Aussprache von kleinen, häufigen Wörtern von Bedeutung. Im Aussprachetraining versuchen wir nun, deine gewohnten Hör- und Artikulationsmuster aufzubrechen und neue Muster zu etablieren. Eine Technik kann dabei sein, das Wort zunächst in seine Einzelteile, also Silben oder auch Laute aufzuteilen. Nehmen wir mal das Wort haben als Beispiel. Die Abweichung ist oft die, dass das Wort nicht als HAAAbm ausgesprochen wird, sondern eher als Haabm, das a also etwas zu wenig Kieferöffnungsweite, der Körper etwas zu wenig Spannung hat. Nehmen wir nun die erste Silbe, also ha und wiederholen sie: HAAA HAAA HAAA. Das ist selten ein Problem. Im nächsten Schritt setzen wir das Wort wieder zusammen. Im Idealfall entsteht jetzt die Zielversion HAAAbm. Aber oft passiert auch das:
Ich habe dieses Video diese Woche von einem Ausspracheschüler zugeschickt bekommen und ich muss sagen: Ich musste laut lachen. Denn es trifft den Nagel auf den Kopf! Danke Niklas und viele Grüße 💜
Was da passiert, habe ich oben schon erklärt: Da hat sich ein Artikulations- und Hörmuster so dermaßen manifestiert, dass es fast unmöglich wirkt, es zu verändern. Und ja, in solchen und ähnlichen Fällen ist eine Veränderung nicht einfach. Aber sie ist möglich.
Dazu brauchst du: Eine ernsthafte Bereitschaft, etwas an deiner Sprechweise zu ändern, Offenheit, Spaß und Neugierde für das Thema Aussprache, Geduld, Geduld, Geduld. Denn die Aussprache wird sich nicht von heute auf morgen verändern. Erst mit sehr sehr viel Wiederholung und sehr sehr viel Aufmerksamkeit für die Feinheiten der deutschen Aussprache kann sich etwas tun. Aber nach und nach schleichen sich neue Artikulations- und Hörmuster ein, wenn du dran bleibst!